Ich heiße Barabara Tarimo und stamme aus dem Norden Tanzanias. Meine Kindheit verbrachte ich am Fuße des Kilimanjaro, in der Gegend um die Stadt Moshi. Nach meiner Schulzeit in Tanzania trat ich in das Priesterseminar der Diözese Ngong (Kenia) ein, in der ich nun schon seit 24 Jahren als Priester unter den Maasai arbeite. Von 1997 bis 2002 war ich zum Studium der Moraltheologie in Wien. Nach dem Abschluss meiner Doktorarbeit kehrte ich nach Kenia zurück, wo ich nun in der Pfarre Ololkirikirai arbeite.
Ololkirikirai liegt westlich von Nairobi, unweit der Bezirkshauptstadt Narok. Die Pfarre umfasst 27 Außenstationen in einem Umkreis von rund 90 km. Die Arbeitschwerpunkte liegen in den folgenden Bereichen: Evangelisierung, Caritas und Existenzsicherung.
Spirituelle Ebene:
Als ausgebildeter Priester bin ich in erster Linie ein Seelsorger, der das Evangelium weiter verkündet. Obwohl die drei oben angeführten Arbeitsschwerpunkte sehr miteinander verbunden sind, so nimmt die Verbreitung der Frohen Botschaft einen Vorrang ein. Dies geschieht in der Pfarre vor allem durch die Katechist/innen und die zahlreichen Basisgemeinden. Die Basisgemeinden treffen sich wöchentlich zum Gebet und zum Austausch. Mehrere dieser kleinen Gemeinden bilden eine der insgesamt 27 Außenstationen. Aufgrund der Größe der Pfarre kann ich die einzelnen Stationen meist nur einmal pro Monat besuchen. Meine Hauptaufgabe als Priester liegt vor allem in der Begleitung der kleinen Gemeinschaft, in der Ausbildung und Koordination der Katechist/innen und der Spendung der Sakramente. Im vergangenen Jahr war es unter anderem auch durch Spenden aus Österreich möglich, manchen Pastoralassistent/innen zumindest eine kleine finanzielle Entschädigung für ihren ehrenamtlichen Einsatz zu geben. Außerdem konnten drei Fahrräder gekauft werden, so dass die langen Distanzen zwischen den einzelnen Außenstationen leichter bewältigt werden können. Die Katechist/innen haben eine Schlüsselfunktion in der Pfarre. Sie und die lokalen Pfarrgemeinderäte sind für den Aufbau und die Weiterentwicklung der Gemeinden unersetzlich. Leider haben nur sehr wenige Mitarbeiter eine theologische Ausbildung. Daher ist es sehr wichtig, dass von der Pfarre Seminare zur Aus- und Weiterbildung angeboten werden. Neben den Kursen für die Katechisten, versuchen wir auch immer wieder Seminare zum Aufbau der Basisgemeinden anzubieten. Manchmal können wir Referent/innen aus der Diözese dazu gewinnen bzw. Seminare gemeinsam mit anderen Pfarren durchführen. Im Pfarrgebiet liegen auch über 40 Pflichtschulen und 2 höhere Schulen. Ich versuche, die Schüler in seelsorglicher Hinsicht zu begleiten, was aber aufgrund der riesigen Anzahl nur sehr lückenhaft möglich ist.
Caritative/soziale Ebene:
„…zeig mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke.“ (Jakobus 2, 18b). Das Leitwort des Apostels Jakobus ist mein Prinzip in der pastoralen Arbeit. Das Evangelium unter den Armen zu verkünden ohne caritative Tätigkeiten wäre bedeutungslos. Ein Schwerpunkt in der caritativen Arbeit der Pfarre ist die medizinische Versorgung der Bevölkerung. Wir betreiben zwei ambulante Krankenstationen (Dispensary), eine in der Hauptstation und eine in einer Außenstation. Das Dispensary in Ololkirikirai haben wir 2005 ein wenig renoviert, den kaputten Wassertank und das Mikroskop konnten wir reparieren lassen. In der Außenstation war es uns mit österreichischer Hilfe möglich, das neue gebaute Dispensary mit Betten und einer medizinischen Grundausstattung auszurüsten. Die Krankenschwester konnte ihre Arbeit dort bereits aufnehmen und zahlreiche Kranke behandeln. In der Zukunft wünschen wir uns, dass wir den Krankenschwestern ein Auto zur Verfügung stellen, mit dem sie dann in abgelegene Gebiete fahren können, um auch dort Kranke und Verletzte zu versorgen. Besonders sorgen wir uns um die Behinderten in unserem Gebiet. Wir versuchen Familien, die sich um ihre Angehörigen mit Behinderungen kümmern, zu stärken und zu unterstützen und ihnen vor allem auch seelischen Beistand für ihre Aufgaben zu geben. Die Armut und das mangelnde Wissen, wie manche Behinderte richtig betreut werden sollten, bringen viele Probleme und schwierige Lebensumstände für diese Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Wenn eine Behinderung eine spezielle medizinische Versorgung erfordert, so versuchen wir den Kontakt zu einem entsprechenden Heim herzustellen. In unserer Arbeit sind wir stets bemüht, den Dialog zwischen verschiedenen Stammesgruppen und religiösen Anschauungen zu fördern. Wir möchten Vorurteile abbauen und für ein friedliches Miteinander eintreten.
Wirtschaftliche Ebene:
“Ora et Labora” vom Hl. Benedikt ist das Motto, nach welchem ich versuche, die Arbeit in der Pfarre auszurichten. In unserer Pfarre konnten wir auch schon mit Maßnahmen zur Existenzsicherung beginnen. Durch das Kartoffelnanbauen, den Ankauf von einigen Hühnern, Schafen und zwei Kühen versuchen wir jene Lebensmittel selber zu erwirtschaften, die notwendig sind, um die Mitarbeiter/innen der Missionsstation mit Nahrungsmittel zu versorgen. Dieses Vorhaben trägt dazu bei, dass die Pfarre selbständig wird und dass die Menschen durch ihre Mitarbeit die Möglichkeit haben, sich Grundkenntnisse in Ackerbau und Viehzucht anzueignen und immer mehr erleben, dass für die Weiterentwicklung ihrer Kirche vor allem auch ihr Engagement gefordert ist und sie mitverantwortlich sind. Dieses Existenzsicherungsprojekt soll den Menschen das nötige „Grundwerkzeug“ vermitteln, damit sie sich ihren Lebensunterhalt künftig besser selber erwirtschaften können, denn viele sind sehr arm. Im April des letzten Jahres wurde eine Solaranlage installiert und nun haben der Pfarrhof, die Kirche und verschiedene Seminarräume elektrisches Licht. Da es bei uns das ganze Jahr über bereits um 19 Uhr finster ist, können wir nun manche Vorbereitungen, Katechesen, Versammlungen und Seminare auch zu späterer Stunde abhalten
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