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Archive for September 2018

Rundbrief 2018

Fr. Richard Barabara Tarimo

M: richardtarimo1@gmail.com   |   T: +254 722 49 88 29

Entasekera Catholic Mission

P. O. Box 50 | 20500 Narok |   Kenia


Liebe Freunde und Wohltäter,

nach langer Zeit möchte ich euch wieder mit einem Rundbrief informieren. Seit Mai 2017 bin ich nicht mehr im Oltepesi Cultural Institut, sondern in der Pfarre Entasekera. Mein Bischof hat mich hierher, in den Süden Kenias, an die Grenze zu Tansania versetzt. Diese Pfarre kenne ich schon aus früheren Zeiten, ich arbeitete dort für drei Jahre vor etwa einem Vierteljahrhundert. Die Menschen nehmen mich sehr freundlich auf, da sie mich und meine Arbeitsweise schon damals kennen gelernt haben.

Die unerwartete Versetzung nach Entasekera ist für mich sehr überraschend gekommen. Es ist eine der abgelegensten Gegenden in der Diözese, die Pastorlarbeit ist dort sehr schwierig, das Leben einfach und rau. Mit über sechzig Jahren ist diese Lebenssituation für mich nicht mehr so leicht zu bewältigen. Ich bemühe mich aber nach besten Wissen und Gewissen, langsam fühle ich mir hier wieder zu Hause.

Der Abschied vom Oltepesi Cultural Institut ist mir nicht leicht gefallen. Diese Bildungs- und Forschungseinrichtung der Diözese Ngong leistet einen sehr wichtigen Beitrag für die Evangelisierung der Maasai.

Die Pfarre Entasekera übernahm ich mit 15 Außenstationen, nun sind es schon 21 Stationen und wir werden noch weitere gründen. Das Pfarrgebiet erstreckt sich über 90 km im Durchmesser, die Straßen sind auch hier sehr schlecht. Mein Pickup leistet gute Arbeit, aber manchmal gibt es auch mit diesem starken Auto kein Vorankommen.

Ich bin hier der einzige Priester vor Ort. Ein wichtiger Mitarbeiter in meinem Apostolat ist mein Katechist John Njapit, der aus meiner früheren Pfarre Ololkirikirai stammt und mich hier in Entasekera auf eine großartige Weise unterstützt. Im November kam er in die Mission, nun ist auch seine Frau mit den Kindern nachgezogen.

Unsere Bestrebungen:

In der Hauptstation gibt es eine Kirche und einen Pfarrhof. Ich konnte schon einzelne Kühe, Ziegen und Schafe besorgen, damit eine Grundlage für eine tägliche Mahlzeit gegeben ist. Aus dem eigenen Garten haben wir Gemüse und Früchte für den Eigenbedarf, den Ertrag konnten wir in der Zwischenzeit steigern. Der Pfarrhof war bei meiner Ankunft in einem sehr schlechten Zustand. Beim Dach hat es hereingeregnet. Bei starkem Regen drückte es auch Regenwasser durch das Hausfundament. Die Wasserleitungsrohre konnte ich schon erneuern, nun gibt es Fließwasser im Haus. Vor sieben Monaten wurde eine Solaranlage installiert, sie sorgt für warmes Wasser und elektrisches Licht am Abend.

Auf dem Pfarrgelände gibt es auch ein Haus für Katechisten. Dieses haben wir bereits renoviert, mein pastoraler Mitarbeiter John fühlt sich mit seiner Familie darin sehr wohl. Die Kirche ist sehr einfach gehalten, sie schaut aus wie eine Halle. Auch darin haben wir elektrisches Licht durch die Solaranlage.

In Entasekera haben wir einen zweijährigen Kindergarten und auch ein Primärschule (1. bis 3. Klasse), hier werden ca. 40 Kinder betreut und unterrichtet. Einige Kinder sind körperlich und/oder geistig behindert. Die Fluktuation bei unseren Lehrer/innen ist leider sehr hoch, weil wir nur ein geringes Gehalt – vom Schulgeld der Eltern – zahlen können. Wir planen, eine Übernachtungsmöglichkeit für die Schulkinder zu schaffen. Die Kinder müssen teilweise bis zu 20 km Fußweg zurücklegen, um zu unserer Schule St. Angela zu gelangen. Wir könnten noch mehr Kinder aufnehmen, doch viele Familien können sich das Schulgeld nicht leisten. Unser Ziel wäre es, dass mehr Kinder kommen, dann können wir die hohen Fixkosten leichter decken und das Schulgeld eventuell senken. Auf lange Sicht möchten wir eine Primärschulbildung mit allen acht Schulstufen einführen. Viele Kinder und Erwachsene in unserem Pfarrgebiet können weder lesen noch schreiben. Den Analphabetismus zu bekämpfen, ist eine unserer Bestrebungen.

Wir haben bereits mit der Gründung von Basisgemeinden begonnen. Dies sind kleine Gruppen (ca. zehn Familien), die sich wöchentlich treffen. Die Mitglieder der Basisgemeinden sollen sich gegenseitig im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe stärken. Soziale, wirtschaftliche und religiöse Aspekte aus ihrem Alltag werden in den Gruppentreffen behandelt. In Zukunft sollen aus allen Basisgemeinden Menschen mit einer besonders vorbildlichen Lebensweise ausgewählt und zu Katechisten ausgebildet werden. Ca. 20 Personen haben schon mit dem Bildungsweg zum Katechisten angefangen; meine Katechist John und ich leiten diese Kurse. Vielleicht gelingt es, den ausgebildeten Katechisten eine Schaf oder eine Ziege als Anerkenung für ihr ehrenamtliches Engagement in der Pfarre zu finanzieren. In meiner ehemaligen Pfarre Ololkirikirai haben wir mit der Aktion „Schafe für die Katechisten“ sehr positive und nachhaltige Erfahrungen gemacht. Diese Pfarrmitarbeiter haben bis heute durch die Schafe eine wichtige Grundlage für eine tägliche Mahlzeit, die Tiere haben sich auch zahlreich vermehrt.

Viele Massai in diesem Gebiet stehen dem christlichen Glauben eher reserviert gegenüber, da Monogamie, Schulbildung für Kinder und der Verzicht auf die Beschneidung in der Kultur der Maasai nicht vorkommen. Indem ich mit den Menschen viel Zeit verbringe, versuche ich langsam, christliche Werte zu vermitteln und die Botschaft Jesu zu erklären. Die Basisgemeinden treffen sich wochentags in ihren Häusern und am Sonntag kommen sie unter dem Schatten großer Bäume zum Gottesdienst zusammen. An Sonntagen gibt es oft nur eine Wortgottesfeier, weil die Menschen mit der Eucharistie noch wenig anfangen können. Wir versuchen schön langsam, überdachte Sitzgelegenheiten zu schaffen, so dass die Leute bei ihren Gebets- und Austauschtreffen vor Regen und starker Sonneneinstrahlung geschützt sind.

Die Gründung von Laienbewegungen (z. B. Kath. Frauen- bzw. Männerbewegung [Catholic Women Association; Catholic Men Association], Kath. Jugend [Young Catholic Society], Kath. Jungschar [Pontifical Missionary Childhood], Kath. Jungarbeiterbewegung [Young Catholic Workers] etc.) haben wir ebenfalls schon ins Auge gefasst. Dies ist ein mittelfristiges Ziel und würde vor allem der Vernetzung mit anderen Gruppen bzw. Pfarren in der Diözese dienen.

Wie ihr meinem Brief entnehmen könnt, sind viele Projekte und großes Engagement notwendig, um die Kirchengemeinde in Entasekera aufzubauen.

Als Theologe ist mir die Bewahrung der Schöpfung ein wichtiges Anliegen. Die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus hat mich weiter ermutigt, mein Engagement bei Wiederaufforstungsinitiativen voranzutreiben. Auch in Entasekera gehen wir weiter auf diesem Weg. In unserem Pfarrgarten betreiben wir eine Baumschule, die auch gerne von jungen Menschen und Erwachsenen zu Bildungszwecken besichtigt wird. Weiters halten wir in Schulen und vor Erwachsenengruppen Vorträge über die wichtige Bedeutung der Bäume. Durch diese Maßnahmen der Bewusstseinsbildung sollen Menschen davon abgehalten werden, die Urwälder für die Gewinnung von Holzkohle, Brenn- und Bauholz zu roden. Die Urwälder werden oft illegal gerodet und das Holz dann gewinnbringend, gegen viel Geld, verkauft.

Für eure so große Hilfe, ob finanziell oder im Gebet, danke ich herzlich!

Euer Barabara

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