Liebe Freunde,
ich darf euch alle schöne Grüße aus dem Maasailand in Kenia ausrichten. Spät bin ich zum Schreiben dieses Rundbriefs gekommen, leider – aber ich habe kaum Zeit zum Atmen. Trotzdem kommt er jetzt und das ist besser als nie. Für mich ist dieses Jahr ein Jahr des besonderen Segens. Wir haben in diesem Jahr in der Pfarrei Ololkirikirai schon sehr viel geleistet.
In diesem Jahr begehen wir das Jahr des Glaubens, welches im Oktober 2012 begonnen hat. Beim ersten großen der vier jährlichen Katechistentreffen in der Pfarre haben wir Exerzitien für unsere Mitarbeiter/innen abgehalten. Wir konnten am 10. Februar Pater Willy von den Weißen Vätern aus Nairobi begrüßen, der die geistlichen Übungen gemeinsam mit Katechist Ruben geleitet hat. In dieser gemeinsamen Zeit wurde auch über die Kultur der Maasai gesprochen und über Wege zur Vermittlung christlicher Werte – man könnte auch sagen, es ging um die Neuevangelisation unter dem Stamm der Maasai. Die Exerzitien waren eine gute Einführung in die Fastenzeit, die wir am 13. Februar gemeinsam begannen. Die Katechist/innen wurden dann mit der Asche zu den Christen in die 35 Stationen ausgesandt und sollten auch die Botschaft vom Jahr des Glaubens überbringen.
Zu Ostern haben in der Station Nkokolani einige Erwachsende das Sakrament der Taufe empfangen, im Vergleich zum letzten Jahr waren es jedoch wenig Täuflinge, da 2012 bereits 104 Menschen dieses Sakrament gespendet wurde. Wir haben aber 120 Leute in die zweite Stufe des Katechumenats aufgenommen, sie werden im nächsten Jahr getauft. Allein die Osterliturgie hat über vier Stunden gedauert, um 3 Uhr in der Früh waren die sehr lebendigen und beeindruckenden Feierlichkeiten dann zu Ende.
Man darf nicht vergessen, dass ich an diesem Tag bereits vor der Feier in Nkokolani zwei weitere Auferstehungsgottesdienste in anderen, weiter entfernt liegenden Stationen gefeiert habe. Die Osternacht ging für mich am Sonntagmorgen zu Ende, denn auf den vom vielen Regen unpassierbaren Straßen blieb ich öfters im Schlamm stecken. Nach einer Stunde Schlaf brach ich zu den Ostersonntagsgottesdiensten in verschiedenen Gemeinden auf. Nach der Osterliturgie kann man sagen: „Man ist gestorben und im Grab geblieben und nicht mit Herrn auferstanden.“
Das Pfingstfest wurde in den drei Zonen mit großer „Begeisterung“ gefeiert. Jede Zone war wie ein kleines „Jerusalem“, in dem die Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenkamen, um den heiligen Geist zu empfangen. Ich durfte die Pfingstfeiern in Olokurto leiten, Kaplan Gilbert Sepaiyan war in Kisiriri und Father Edmund Tarimo, der Regens des Priesterseminars, zelebrierte in der Zone Olorropil. Pfingsten war ein wunderschönes Erlebnis, es wurde viel gefeiert, die Messen waren sehr stimmig gestaltet. Menschen von verschiedenen Stämmen, mit unterschiedlichen Sprachen und von anderen Kirchen gestalteten die Liturgien mit großartigem Gesang und Tanz. Danach gab es gutes Essen für alle, Ziegen und Schafe wurden dazu geschlachtet.
Die Pfarre ist nach wie vor sehr groß, sie ist außerdem um weitere acht Stationen gewachsen, statt 27 gibt es nun 35 Außenstationen. Die Straßen sind nicht besser geworden, besonders in diesen Tagen sind wegen des Regens wieder viele nicht befahrbar.
Heuer ging die Wahl der neuen Regierungswahl ohne viele Gewaltakte vorüber. Im Ort, wo wir oft blutige Kämpfe wegen politischen Belangen hatten, blieb es dieses Mal auch ruhig – das ist nicht selbstverständlich, das kann man nur als Gottes Segen ansehen. Wir freuten uns sehr, dass es bei uns friedlich geblieben ist. Wegen des nun andauernden Friedens kommen immer mehr Leute zum Ackerbau in unsere Gegend, da die Felder aufgrund des häufigen Regens immer grün und fruchtbar sind. Die Frage ist nun, wie die Maasai mit dieser Herausforderung umgehen, dass immer mehr andere Stämme in ihr Gebiet vordringen.
Der Katechistenkurs, den ich vor vier Jahren ins Leben gerufen habe, trägt schon zahlreiche Früchte. Im Dezember 2013 werden wir das vierte Mal einen Katechistenkursabschluss feiern. Die Zahl der Katechisten ist in der Zwischenzeit auf 80 gestiegen. Sie betreuen ehrenamtlich die Basisgemeinden und leiten Wortgottesdienste in den 35 Außenstationen. Das Unterwegssein der Katechist/innen im christlichen Glauben wirkt auch auf ihre Familien zurück, die durch ihr positives Beispiel zur Glaubensvertiefung ermutigt werden.
Die Verwaltung der Pfarre ist stark von den Katechisten abhängig. Sie organisieren Treffen und Gespräche in ihren Gemeinden und können mir so von ihrer Arbeit und dem Leben der Menschen vor Ort aus erster Hand berichten. Die drei Zonen in der Pfarre werden von den Katechisten und dem Pfarrgemeinderat (Kirchenausschuss) geleitet, diese Organisationsform hat sich sehr bewährt.
Das Jahr des Glaubens wurde auch auf diözesaner Ebene mit verschiedenen Initiativen begangen. Wir haben neben unserem Pfarrprogramm auch an den allgemeinen Aktivitäten zum Glaubensjahr der Diözese Ngong teilgenommen. So wurden verschiedene Zeichen und Symbole des katholischen Glaubens, wie z. B. ein Kreuz, die Bibel, der Katechismus, Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, eine Plakat mit der Aufschrift „Das Evangelium muss weiter verkündet werden.“, ein Rosenkranz und eine Kerze durch die 29 Pfarren der Diözese getragen. Am 2. Juni 2013 wurden diese Zeichen in unserer Pfarre in Empfang genommen. Die Katechisten trugen diese Zeichen/Symbole auch zu den Menschen in die verschiedenen Außenstationen. Nach zwei Wochen überbrachten wir dann diese Zeichen einer Nachbarpfarre.
Vor 25 Jahren wurde ich zum Priester geweiht, d. h. am 5. Dezember 2012 konnte ich voll Dankbarkeit auf ein Vierteljahrhundert priesterlichen Wirkens zurückblicken. Liebe Freunde und Christen aus den Gemeinden, in denen ich wirkte, haben mich gefragt, ob ich mit ihnen dieses Silberjubiläum feiern würde. Ich war zwar anfangs nicht sehr begeistert von dieser Idee, doch sie haben gute Gründe für eine solche Feier gegeben, so dass ich nicht nein sagen konnte. An drei Orten wurde mein Jubiläum gefeiert, am 2. Dezember in Ololkirikirai, am 9. Dezember in der Kathedrale in Ngong, in der ich früher als Pfarrer arbeitete und am 12. Dezember in meiner Heimatpfarre Mahida in Tansania. Alle diese Feste waren wunderbar, ich durfte die Herzlichkeit der Menschen sehr lebendig erfahren. Auch über einen Gast aus Österreich durfte ich mich freuen: Julia Franzen war gekommen, sie hat auch Fotos von meinen Feierlichkeiten auf meinem Weblog www.barabara.at gestellt. Die Feiern zu meinem Priesterjubiläum haben mich sehr berührt und mir viel Kraft und Mut für meine weitere Arbeit als Priester gegeben.
Nun bin ich schon zehn Jahre als Pfarrer in Ololkirikirai tätig. Diese Zeit war sehr arbeitsreich, aber ich durfte auch schon viele Früchte sehen. Viel ist dort passiert – materiell und spirituell. Ja, die Frohe Botschaft Jesu wird in der Pfarre immer mehr gelebt, ein Wachsen und Reifen der Menschen in der Liebe ist erkennbar. Mein Bischof hat mich gebeten, die Leitung des OCI (Oltepesi Cultural Institute) zu übernehmen. Dieser neuen Aufgabe sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Gerne hätte ich noch weiter an der Entwicklung der Pfarre Ololkirikirai mitgewirkt und mich über manche Früchte gefreut. Doch die neuen Herausforderungen im Oltepesi Kulturinstitut öffnen mir vielleicht auch neue Zugänge zur Botschaft Jesu, dort werde ich ganz andere Wege der Verkündigung ausprobieren bzw. gehen können.
Für mich ist das Jahr des Glaubens im wahrsten Sinne des Wortes ein Jahr des Segens.