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Archive for Mai 2012

Rundbrief

Liebe Freunde und Freundinnen!

Herzliche Grüße aus der Mission Ololkirikirai! Spät aber doch passiert es, dass ich ein Nachrichtschreiben verfassen kann, das euch über unsere Pfarre informiert. Es ist auch nicht ohne Grund, warum ich euch nicht schon früher schreiben konnte: Mein Mitbruder Gilbert Sepaiyan, der als Kaplan in Ololkirikirai tätig ist, besucht seit Jänner dieses Jahres einen Maasai-Sprachkurs. Der Kurs wird erst Ende Mai 2012 enden, dann kehrt Fr. Gilbert in die Pfarrei zurück. Danach kann ich sicher wieder eine gewisse Erleichterung in der pastoralen Arbeit erfahren. Father Sepaiyan stand vor der Frage, wie er mit anderen zusammenleben kann, wenn er ihre Sprache nicht kann. Also entschloss er sich, einen mehrmonatigen Sprachkurs zu absolvieren, so hat er für die Verkündigung unter den Maasai sicher ein gutes Handwerkszeug dazugewonnen.

Mir geht es im Allgemeinen gut und ich bin sehr froh über das Wachstum der Pfarre Ololkirikirai. Wie ich schon früher erwähnt habe, gibt es in der Pfarre nun schon 27 Stationen. Nicht nur die Zahl der Gläubigen ist gestiegen, sondern auch die Qualität des Unterwegsseins im Glauben hat nach meinen Wahrnehmungen zugenommen. Das Evangelium wurde tiefer von den Leuten aufgenommen und als Konsequenz daraus sind die Menschen viel mehr für andere da, Nächstenliebe ist erfahrbarer geworden. In manchen der Hauptstationen ist auch die Anzahl der kleinen Stationen gestiegen. Nkokolani ist beispielsweise eine der größten Stationen. Dort haben sich drei weitere kleine Stationen herausgebildet: St. John, St. Paul und Colin. Obwohl diese Gemeinden sehr klein sind, versucht dennoch jede einen eigenen Kirchenbau zu errichten, da die Kirche in der Hauptstation bei den Gottesdiensten bei Weitem nicht allen Mitfeiernden Platz bietet.

Die Straßenverhältnisse sind nicht besser geworden, besonders jetzt, wo es so viel geregnet hat. Manchmal sind die Straßen unpassierbar. Doch mit meinem fast neuem Pick-Up Landcruiser (er ist auch schon wieder beinahe vier Jahre alt) kann ich meist überall hinfahren.

Manche haben auf meinem Weblog schon gelesen, dass wir einen neuen Bischof haben. Rt. Rev. John Oballa Owaa wurde am 14. April 2012 geweiht. Wir haben uns sehr über die Ernennung des neuen Bischofs gefreut, da der Bischofssitz in Ngong schon 2 ½ Jahre vakant war. Den neuen Bischof kenne ich aus meiner Zeit im Priesterseminar (St. Thomas Aquinas Seminary, Jahrgang 1983 bis 1986). Ich habe ihn in diesen Jahren gut kennen und sehr schätzen gelernt. Er schaut aus wie damals, seinen guten Charakter hat er bewahrt. Ich glaube, wir haben einen fähigen Bischof als Hirten für die Maasai bekommen. Ein spannender Moment war der Empfang des designierten Bischofs an der Grenze zwischen den Diözesen Ngong und Kericho am 12. April. In seinen erst wenigen Wochen als Bischof hat er bereits vier Pfarren der Diözese besucht. Eine beeindruckende Leistung, wenn man bedenkt, wie groß und schwer erreichbar unsere Pfarren sind. Ich empfinde unseren neuen Bischof als einen besonderen Segen Gottes für unsere Diözese und bin dankbar für unseren neuen Hirten.

Meine zentrale Aufgabe als Priester ist die Pastoral, dazu gehört unter anderem die Ausbildung und Begleitung der Katechist/innen. Seit ich die Pfarre übernommen habe, ist die Zahl der Katechist/innen von 15 auf 72 gewachsen. Manche haben diesen Dienst wieder verlassen, andere sind dazugekommen – trotz der Vervielfachung dieser Mitarbeiter/innen besteht noch weiterer Bedarf für die pastoralen Aufgaben in der Pfarre. Nachdem auch die Basisgemeinden ständig mehr werden, sind eigentlich noch mehr Katechist/innen notwendig. Idealerweise sollte jede der momentan 120 Basisgemeinden eine/n eigene/n Katechist/in haben. Jede einzelne Gruppe sollte jemanden aus ihrer Runde für diese Aufgabe ernennen, der/die dann am pfarrlichen Katechist/innen-Ausbildungskurs teilnimmt. Im April dieses Jahres haben wir das erste Semester des dritten Kursjahres der Katechistenausbildung abgeschlossen. Im Jahr 2010 haben 21 Teilnehmer/innen mit diesem Kurs begonnen, 18 Personen konnten ihn positiv abschließen. 2011 haben 20 Personen mit der Ausbildung gestartet und 19 haben diese auch abgeschlossen. In diesem Jahr sind 25 Personen im Kurs, der meiner Einschätzung nach der bisher beste von allen ist. Meine Hoffnung, dass alle den Kurs gut beenden können, ist sehr groß. Die Verleihung der Zeugnisse bedeutet aber für die meisten nicht das Ende ihrer theologischen Ausbildung. Immer wieder können manche von ihnen weitere Bildungsangebote auf Dekanats-, Diözesan- oder Nationalebene belegen.

Die Katechist/innen bekommen kein Gehalt, sie arbeiten ehrenamtlich. Wir versuchen für sie ein nachhaltiges Projekt zu initiieren, mit dem sie sich ein kleines Einkommen erwirtschaften können. Die Schafe waren eine wirklich großartige Unterstützung. Nun versuchen wir zusätzlich ein Gemeinschaftsprojekt zu starten, das die (Über-)Lebenssituation der Katechist/innen weiter absichern soll. Unser Ziel wäre es, dass sich auch die Familien der Katechist/innen mit ihrer Arbeitskraft beteiligen und dann auch die Erträge genießen können.

Ein Kernanliegen bei der Ausbildung von Katechisten ist die bessere Koordination der Basisgemeinden mit der Gesamtpfarre, vor allem was die Stärkung des Glaubens betrifft. Vor einigen Jahren haben wir mit dem Aufbau eines tragfähigen Katechistennetzes begonnen, das nun schöne Früchte hervorgebracht hat. Wir sind stolz auf unsere T.O.T. (Trainers of Trainers). Es gelingt uns recht gut, unsere lokalen (Human-)Ressourcen bestmöglich zu nützen.

Sicher können sich noch viele an die Brandkatastrophe vom September des Vorjahres erinnern. Ich bin im Namen aller Betroffenen Gott und euch, zahlreichen Wohltätern im Herzen sehr dankbar. Bis heute haben wir fast 10.000 € für den Wiederaufbau nach der Brandkatastrophe bekommen. Die Feuersbrunst hat im Dorf einen Schaden von mehreren Millionen kenianischer Schillinge angerichtet. Vieles konnte mit der Unterstützung aus Europa wiedererrichtet werden. Der größte Teil der Hilfe kam von der Kirche und den Familien. Die Regierung und andere Organisationen haben nur wenig beigetragen. Aber mit dem oben genannten Spendengeld und unserer moralischen Unterstützung ist das Dorf fast wieder komplett aufgebaut. Es schaut halbwegs schön aus und einige Geschäfte haben wieder eröffnet. Die Verteilung der Hilfsgelder war eine besondere Herausforderung, denn natürlich wollten alle möglichst viel Geld. Wir haben zuerst die notwendigsten Dinge für das tägliche Leben finanziert: Nahrungsmittel, Decken, dann Betten und Bettwäsche, Kleider und zum Schluss wurden die Gebäude gebaut.

Alle bisherigen Projekte setzen sich weiter fort: die Dispensaries (Krankenstationen), das Ambulanzauto, das Solarsystem, der Wassertank, die Biogasanlage, der Garten, das Aufforstungsprojekt, der Kindergarten, die Schule et. al.

In verschiedenen Stationen versuchen wir, mit der Hilfe der jeweiligen Mitglieder der Station, ihre Kirche aufzubauen. Sie sind nur Konstruktionen aus Holz und Dachblechen.

Unser tägliches Programm ist sehr dicht: Eucharistiefeiern in den Basisgemeinden und Kirchen; Seminare/Workshops und Kurse, Exerzitien,…

Letztes Jahr habe ich einen von meinen jüngeren Brüdern verloren. Sein irdisches Leben ging im Oktober 2011 zu Ende, er hat zwei Kinder hinterlassen.

Liebe Freund/innen! Ich empfinde die Freundschaft zu euch als großen Segen. Unsere Verbundenheit gibt mir viel Energie und Freude für meinen Dienst. Sehr dankbar bin ich auch für die vielfältige Unterstützung, die ihr mir zukommen lasst. Heuer darf ich beispielsweise wieder nach Österreich kommen, das Flugticket wurde mir abermals von einem guten Freund zur Verfügung gestellt. Wenn mit dem Visum alles gut geht, so kann ich von 15. Juni bis 30. Juli in Europa sein. Ich freue mich schon auf das Wiedersehen meiner Freunde und Wohltäter in Österreich und anderen europäischen Ländern und auf erholsame Stunden, nach dem anstrengenden Arbeitsjahr in der Pfarre.

Am 5. Dezember begehe ich mein silbernes Priesterjubiläum. Ich bin sehr dankbar, dass mir Gott die Kraft und Ausdauer für diesen Dienst gegeben hat. Voll Freude darf ich auf die Höhen und Tiefen meiner priesterlichen Tätigkeit zurückblicken und dankbar um Gottes Segen für mein weiteres Wirken erbitten. Dazu, liebe Freunde, brauche ich auch eure Gebetsunterstützung.

In Liebe und Dankbarkeit

euer Barabara

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