Ololkirikirai Catholic Mission
P.O. Box 317, 20500 Narok, KENYA
Liebe Freundinnen und Freunde!
Vor kurzem bin ich in Wien angekommen und wieder herzlich in der Marienpfarre aufgenommen worden. In diesen Tagen finde ich auch etwas Ruhe, um wieder einen Rundbrief zu schreiben. Schon ist es ein Jahr her, seit ich euch geschrieben und über meine Pfarrarbeit berichtet habe. Die Zeit vergeht und ich merke, dass nicht mehr alles so schnell und mühelos geht, wie in jüngeren Jahren. Meine Kräfte muss ich mir einteilen, um die verschiedenen Aufgaben gut zu bewältigen. Wir Menschen sind da, um mit Gott weiter die Welt zu gestalten, indem wir uns zur Verfügung stellten. Es wird viel von uns verlangt, aber mit unseren begrenzten Kräften können wir nicht alles zur Erfüllung bringen. Es ist gut und genug, wenn man macht, was man machen kann. Das Übrige kann Gott veranlassen.
Dem Herrn und euch allen bin ich sehr dankbar für die Kraft und Energie, die für mich noch da ist, um die große Pfarre Ololkirikirai mit den 27 Außenstationen zu leiten. Gott hat mich durch meinen letzten Besuch in Europa wieder sehr gestärkt: körperlich, psychisch, intellektuell und auch finanziell. Ich konnte mich dadurch wieder sehr mit Kraft und Energie in der Missionsarbeit meiner Pfarre einbringen.
Im vergangenen Jahr ist wieder viel geschehen. Nach wie vor liegt das Hauptaugenmerk meines Einsatzes auf der spirituellen Ebene. Als Priester sehe ich es als meine erste Aufgabe die Menschen geistlich zu begleiten. Ohne dieser Ebene wären allen anderen Aufgaben für mich nicht denkbar.
Die ganze Pfarre hat sich auch im letzten Jahr gut weiterentwickelt, man kann sogar sagen, sie hat ein Wachstum erlebt. Wir wurden beispielsweise mit einer neuen Außenstation beschenkt. Die Station Enaibelibel wurde wegen ihrer großen Bevölkerungsanzahl geteilt. Viele Gläubige können durch die Eröffnung der neuen Station nun leichter zum Sonntagsgottesdienst gelangen, da die Distanz von 7 km zur Kirche nun deutlich geringer ist und so nun auch in der Regenzeit leichter zu Fuß zurückgelegt werden kann. In der neuen Station gibt es auch einen ausgebildeten Katechisten, Samuel Paraituku Masikonte, der für die neue Gemeinde zuständig ist. Samuel hat sein Studium auf nationaler Ebene mit einem Diplom in Katechese abgeschlossen. Er ist auch ein Mitglied des Fünferteams, das für den Pfarrkatechistenausbildungskurs zuständig ist. Nun haben wir 27 und nicht 26 Außerstationen in der Pfarre Ololkirikirai.
Am 20. März 2011 hatten wir einen besonderen Gast: Seine Eminenz John Kardinal Njue besuchte Ololkirikirai. Er war den ganzen Sonntag bei uns. In der Eucharistiefeier spendete er 108 Menschen aus allen Außenstationen die Firmung. Während der Messe wurden außerdem noch fünf Katechisten als „Akolyten“ beauftragt, d. h. sie dürfen nun als Kommunionspender/innen wirken und die Kommunion auch zu den Kranken bringen. Dies ist für mich eine sehr große Hilfe und sicher auf für künftige Priester, die in dieser großen und vielfältigen Pfarre Ololkirikirai eine Seelsorgetätigkeit übernehmen werden. Ohne Zweifel hat die Ausbildung und Formung der Katechisten Früchte getragen. Ich hatte den Eindruck, dass sich unser Kardinal über das Wachstum des Christentums bei den Maasai freute. Alle Kirchen (Außenstationen) waren an diesem Tag bei der großen Feier repräsentiert. Der Kardinal musste leider an selben Tag wieder zurück nach Nairobi. Er hat sich nach seiner Rückkehr nochmals telefonisch bei mir bedankt.
Während des Bischofbesuches haben die Christen der Zone Olokurto (eine der drei großen Pfarrzonen mit insgesamt 13 Außenstationen) ihren Wunsch nach der Gründung einer neuen Pfarre an den Kardinal herangetragen. Wenn Ololkirikirai geteilt wird, so wäre natürlich auch ein zusätzlicher Priester für die neuen Pfarre Olokurto notwendig. Dafür müssten jedoch erst grundlegende Voraussetzungen, wie ein Pfarrhof und ein Fahrzeug bereitgestellt werden. Dem Kardinal wurde versprochen, dass alle Christen versuchen werden, diese Voraussetzungen zu schaffen. Vielleicht kommen sie bald, das wäre eine große Erleichterung für mich.
Ostern war für mich ausgesprochen anstrengend. In der Karwoche hat mich mein Mitbruder John Orenge unterstützt. Durch sein Aushelfen konnten alle Christen in der Pfarre Ololkirikirai die Liturgien der Kar- und Ostertage gut mitfeiern. Besonders auffallend war ein Anstieg der Täuflinge in allen Stationen. In der Außenstation Nkokolani wurden in der Osternacht 60 Erwachsene getauft. Eigentlich haben 105 Personen an dem zweijährigen Katechismuskurs zur Vorbereitung auf den Empfang der Taufe teilgenommen. Aufgrund von Polygamie konnten jedoch 45 Kursteilnehmer/innen nicht zur Taufe zugelassen werden. Die völlig überfüllte Halle der Schule in Nkokolani war sehr beeindruckend. Die mehr als 500 Gläubigen tanzen und sangen voller Freude. Meine Müdigkeit durch die Liturgien der Karwoche mündete in diese erfüllende Osternacht, in der für mich in einem besonderen Maße die Auferstehung Jesu erfahrbar wurde.
Wie schon erwähnt, liegt mein Vorrang als Seelsorger immer in der spirituellen Begleitung der Menschen in meiner Umgebung. Mein Arbeiten mit den Gläubigen steht unter dem Motto „Lass es unsere Kirche sein“. Sie sollen erkennen, welche wichtige Rolle sie als Laien in der Kirche spielen. Eine meiner Hauptaufgaben ist die Formation der Katechisten. Die Basisgemeinden sollen der Ursprung (die Quelle) einer/es jeden Katechist/in sein. Das gläubige Volk soll jemanden aus ihrer Mitte erwählen, der/die für sie ein/e Lehrer/in in Sachen des Glaubens sein kann. Das heißt, dass er/sie schon von den Leuten als im Glauben zuverlässig und vorbildlich eingeschätzt wird. Meine Aufgabe liegt darin, den von den Basisgemeinden erwählten Katechist/innen die Aus- und Weiterbildung anzubieten. Im letzten Jahr haben insgesamt 15 Personen den Katechistenausbildungskurs abgeschlossen. Heuer haben wir im April abermals mit dem dreiteiligen Kurs für unsere Katechisten begonnen. 23 Personen nehmen an diesem Kurs teil, der zweite Kursblock findet im August statt und der Abschlusskurs ist dann im Dezember. Am Ende des Jahres wird der Kurs mit einer feierlichen Zeugnisüberreichung abschließen.
Dies ist aber nur eine Zugabe zu dem, was schon früher war: Nach wie vor treffen sich alle Katechisten vier Mal pro Jahr zum Austausch, gemeinsamen Gebet und zur Weiterbildung. Für den September dieses Jahres planen wir Exerzitien für alle Katechisten. Diese einwöchigen, geistlichen Übungen werden von einer Ordensschwester und einem Laien geleitet. Von den Exerzitien werden sicher gute Impulse für das Apostolat in der Pfarre ausgehen.
Pater Andreas Hiller aus der Marienpfarre in Wien hat uns im August des letzten Jahres besucht und selber erlebt, wie engagiert die ehramtliche Katechisten sind. Beeindruckt von ihrem großartigen pastoralen Einsatz initiierte er eine „Schaf-Aktion“ in der Marienpfarre. Diese Aktion war derart erfolgreich, sodass für unsere Katechist/innen mehr als 300 Schafe und für die Pfarre 72 Maasai-Kühe zusammen kamen. Ich möchte mich im Namen aller Katechist/innen und der ganzen Pfarrgemeinde Ololkirikirai bei Andreas und allen Wohltätern für dieses großartige Projekt und ihre Unterstützung bedanken. Vergelt’s Gott!
Durch P. Andreas und die Redemptoristen wurde nun auch der Bau einer Kirche in Medung’i möglich. Sie soll dem Apostel Andreas geweiht werden, v. a. auch als Zeichen der Dankbarkeit für das Engagement von P. Andreas, ohne welchen dieses Projekt nicht hätte durchgeführt werden können.
In allen Stationen versuchen wir, sogenannte Sonntagsschulen zu etablieren. Die ehrenamtlichen Leiter/innen haben wir dazu pädagogisch und theologisch ausgebildet. Am Beginn der Messe gehen die Kinder in Klassen, in denen sie nach den Lesungen des Tages unterrichtet werden. Sie kommen bei der Gabenbereitung zur Eucharistie hinzu und nehmen an der Messe teil. Es hat sich herausgestellt, dass die Kinder sehr gerne am Sonntag in die Kirche kommen, auch dann, wenn die Eltern nicht dabei sind.
Die mobile Klinik haben wir wegen Finanzierungschwieirgkeiten eingestellt. Momentan fährt das Ambulanzauto nicht wie bisher dreimal in der Woche in entlegene Gebiete, da die laufenden Ausgaben des Autos bei weitem nicht finanziert werden konnten. Die Ambulanz wird aber regelmäßig für medizinische Notfälle gebraucht, um Patient/innen ins Krankenhaus zu bringen.
Die zwei Krankenstationen in Oloropil und Ololkirikirai erfreuen sich weiterhin regen Zulaufs. Die Einnahmen reichen, um die Medikamente zu kaufen, doch die drei Krankenschwestern erhalten für ihre gute Arbeit leider nur einen geringen Lohn, da die Einnahmen zu niedrig sind.
Unser Kindergarten ist zur Schule gewachsen. Insgesamt haben wir nun fünf Klassen, drei Kindergartenklassen und zwei Klassen der Primärschule. 105 Kinder werden bei uns unterrichtet. Mit der Unterstützung von Familie Reimitz und deren Freunden bekommen die Kinder nicht nur Unterricht und eine warme Mahlzeit, sie können auch spielen und sich ausruhen. Besonderer Dank gilt Frau Reisner aus Wimpassing, die mit Unterstützung aus ihrem Bekanntenkreis von Anfang an eine sehr wertvolle Hilfe für unseren Kindergarten leistete.
Die Bewahrung der Schöpfung ist mir weiterhin ein wichtiges Anliegen. Der Solarstrom, das Biogas und das im unterirdischen Tank gesammelte Regenwasser erweisen der Pfarre einen wichtigen Dienst. Kräftig sind wir daran, im Garten keinen künstlichen Dünger zu verwendet, nur Dung von den Kühen, Schafen und Hühnern wird dort verteilt. Dadurch sollen unsere Kartoffeln und alles andere Gemüse besser gedeihen, den Feldertrag und somit auch den Lebensstil erhöhen. Die selbst produzierten Lebensmittel sollen künftig für die Speisung der Kindergartenkinder reichen.
In allen 27 Außenstationen versuchen wir, Bäumchen zu pflanzen. Man spricht von einem grünen Gott und der grünen Kirche. Für dieses Projekt sind wir alle DI Bernhard Wagenknecht und seinen Schüler/innen aus der Gartenbauschule Schönbrunn, die uns beim Wiederaufforstungsprojekt großartig unterstützen, sehr dankbar.
Dr. Sebastian Globits hat mit Wohltätern in seiner Umgebung der Mission Ololkirikirai sehr geholfen. Durch ihre Unterstützung haben die Stationen in Olokurto, Olorropil, Olpusimoru und Tipis nun elektrisches Licht durch Hydrostrom. Ein großes Vergelt´s Gott sagen wir den Spendern für die Beleuchtung dieser Orte.
Eine weitere Aufgabe, die auf meinen Schultern lastet, ist die Übersetzung von liturgischen Texten in die Maasai-Sprache. Dafür brauche ich viel Zeit, Kraft und Energie. Ich arbeite dazu in einem kleinen Team auf Diözesanebene mit. Die Übersetzungen sollen den Maasai eine Hilfe sein, damit sie sich leichter in den katholischen Liturgietexten der verschiedenen kirchlichen Feiern zuhause fühlen können.
Eine große Herausforderung in der Evangelisation in Kenia ist der Umgang mit den sehr zahlreichen Sekten, die auch das Evangelium unter den Maasai verkünden. Beim genauen Hinschauen kann man erkennen, dass es ihnen vor allem um Geld, soziale Macht und Ehre geht. Die Maasai wissen oft nicht, wem sie zuhören und glauben sollen. Viele bleiben daher zuhause. So sagte vor kurzem ein älterer Maasai, dass er lieber bei seinem traditionellen Glauben bleibe.
Im Turkana Distrikt herrscht eine große Dürre. Die Nomaden finden kaum Wasser für ihre Kühe und Kamele, die Tiere verenden. Die Trockenheit im Nordosten des Landes ist so schwerwiegend, dass sogar schon Menschen an Hunger gestorben sind. Wir hoffen auf baldigen Regen für diese Region.
Die Ölpreise sind bei uns auf einem Rekordhoch. Die Transportkosten sind explodiert und auch die Lebensmittelpreise sehr stark angestiegen. Die Kluft zwischen Armen und Reichen ist so noch viel größer geworden.
Im Parlament werden zurzeit die vorhanden Gesetze an die neue Verfassung angepasst, dies gestaltet sich äußerst schwierig. Denn leider gibt es nach wie vor großen Streit zwischen den politischen Parteien, der Grund für die Verschiedenheiten liegt meist in ethnischen Machtkämpfen.
Aus Kenia gibt es aber auch Positives zu berichten: Die Infrastruktur ist besser geworden. Straßen wurden saniert und ausgebaut, das Strom- und Telefonnetz wurde ebenfalls erheblich verbessert.
Ich freue mich sehr, dass ich mich nun in Österreich ein wenig erholen kann, viele Freunde wiedersehen darf und bei der Priesterweihe von DDr. Matthias Beck dabei sein kann. Ein herzlicher Dank gilt auch meinem Doktorvater emer. Univ.-Prof. Dr. Günter Virt, der mir die Reise ermöglichte.
Euer Fr. Richard Barabara Tarimo
Hinterlasse einen Kommentar