Bericht von Eveline Rehak über ihren Besuch in Ololkirikirai im Jänner 2009
(Reisebericht Kenya 2009 Download als .pdf)
Vielleicht können sich noch einige Besucher dieser homepage an meinen ersten Bericht über meinen Besuch im Februar 2008 in Ololkirikirai erinnern?
Die Begegnung mit den Menschen, ihrer Kultur und ihrem Lebensalltag waren damals so sehr beeindruckend, dass ich nach meiner Heimkehr versuchte, den Austausch weiterhin zu pflegen, indem ich Briefe schrieb. Zu meiner großen Freude wurden sie von etlichen Menschen beantwortet: Sie besorgten eine Briefmarke (schwierig und kostenintensiv für ihre Verhältnisse!), versuchten sich selbst im Schreiben oder fanden einen schreibkundigen Dolmetscher. Da ich den Kontakt zu meinen „Freunden“ persönlich auffrischen wollte, entschloss ich mich zu einer neuerlichen Reise im Jänner 2009
Reisebericht
Meinen diesjährigen Besuch erlebte ich fast wie ein „Heimkommen“. Nach der Ankunft in Kenya gab es ein herzliches Wiedersehen mit Pater Shirima, der mich am Flughafen abholte. Er leitet ein Aids-Projekt in Nairobi, in dem betroffene Menschen Arbeit an Strickmaschinen, in einer kleinen KFZ-Werkstätte, in einer Kantine und in einem „Schreibbüro“ finden.
Neu kennen lernen durfte ich Regula, eine Schweizerin, die nach ihrer Pensionierung als Lehrerin mit ihrem Hausrat nach Nairobi übersiedelte und dort gemeinsam mit Pater Shirima ein weiteres Projekt für von Aids betroffene Menschen betreut. Ein großes Gebäude wurde neu errichtet und befindet sich kurz vor der Fertigstellung. Die Räumlichkeiten der Ambulanz für Tests, Beratungen und Untersuchungen und zwei Kindergartengruppen sind bereits in Betrieb. Schulklassen, Arbeitsräume, Verwaltungsbereich und Unterkünfte für Mitarbeiter sind kurz vor der Fertigstellung.
Nach einer Übernachtung bei Regula holte mich am nächsten Tag Fth. Barabara ab.
Bei meiner Ankunft in der Missionsstation Ololkirikirai wurde ich bereits erwartet. Das Wiedersehen mit den MitarbeiterInnen gestaltete sich recht herzlich, es gab Vieles zu erzählen!
- Die Krankenschwestern Priscilla und Cathrin sind nun auch tageweise im neuen Ambulanzfahrzeug mit Paul, dem Fahrer unterwegs, um auch in entlegenen Gebieten ihre Dienste anzubieten. Einen Tag konnte ich sie dabei begleiten.
- Der Kindergarten konnte viele Neuzugänge verzeichnen. Es sind nun drei Kindergärtnerinnen beschäftigt. Für die Betreuung der Jüngsten wird ein zusätzlicher Raum verwendet. Auf der Spielwiese freuen sich die Kinder über zwei neue Schaukeln.
- Leyian und Isaak zeigten mir stolz 2 neue Kälber. Die Anzahl der Schafe hat sich reduziert, doch erwartet man bald wieder Zuwachs!
- Die Flüchtlingsfamilie, die seit den Unruhen im Vorjahr in der Mission lebt, freut sich über einen sehr guten Schulabschlusses ihres Sohnes.
Auch im Dorf und in der weiteren Umgebung war ich viel unterwegs, um allen Einladungen nach zu kommen. Bei einem Häferl Milchtee, bei Ugali (Maismehlsterz) oder Mokimoo (gestampfte Erdäpfel mit Mais) ergaben sich informative Gespräche mit den Familien, zu denen sich bald auch die Nachbarn gesellten. Die immer anwesenden, vielen Kinder stören nie! Es ist recht beeindruckend, wie höflich, respektvoll und fröhlich sie sind. Die mir von meinem 1. Kenya-Aufenthalt bekannten Babys liefen mir diesmal schon entgegen und drei Neugeborene konnte ich in meine Arme nehmen.
An einem Tag stand ein Schulbesuch im Dorf auf meinem Programm. In Fth. Barabaras recht lebendig gestaltetem Religionsunterricht reihte ich mich unter die SchülerInnen. Natürlich hatte ich auch die Gelegenheit von unserem Land zu erzählen und Fragen zu beantworten. Die Schule in Ololkirikirai zählt unglaubliche 800 Kinder, die teilweise sehr weite Schulwege auf sich nehmen müssen.
Mit dem Matatu unternahm ich Ausflüge nach Narok und erstmalig nach Nakuru, wo ich in das bunte, turbulente afrikanische Treiben in den Städten „eintauchen“ konnte. Bei den mobilen Strassenverkäufern kann man so ziemlich Alles erstehen. Es ist unglaublich, welche Menge an Waren sie tragen können und mit welcher Begeisterung sie diese anpreisen! Einmal war ich schon fast versucht, ein Vorhängeschloss zu kaufen, da mir der Verkäufer eindringlichst vermittelte, dass ich dieses unbedingt benötige!!! Auch die Fahrten mit den Matatus über Stock und Stein sind immer recht abenteuerlich. In den Kleinbussen, die in Österreich für 9 Personen zugelassen sind, erlebte ich mich einmal mit weiteren 20 Personen ineinander gepfercht! Die Fahrer sind ob dieser Umstände wirklich zu bewundern!
Eine Katechistenfamilie hatte mich für 4 Tage zu sich eingeladen! „Joseph“ holte mich in der Mission ab. Nach einer abenteuerlichen Anreise im Matatu durch unwegsames Gelände und einem weiten, anstrengendem Fußmarsch erreichte ich meine „Gastfamilie“. Dort konnte ich den Alltag der Massai hautnah miterleben. Ich habe erstmals Chabatti (Maismehlfladen) am Feuer zubereitet, Wasser vom Fluss geschöpft und in einem Kanister auf meinem Rücken heimgetragen, Wäsche im Fluss gewaschen, gebürstet und zum Trocknen auf Steinplatten oder Grasbüschen aufgelegt und konnte helfen, das Vieh von der Weide zu holen. Aber auch viele sehr entlegen beheimatete Familien im Massai-Land durfte ich besuchen und ihre Lebenssituationen kennen lernen.
Die Familienältesten genießen hohes Ansehen und man begegnet Ihnen mit viel Respekt. Bei meinen Besuchen musste ich zuerste ihren „Segen“ erbitten, das heißt, sie legten meinem geneigten Kopf ihre Hand auf.
Das erstgeborene Mädchen wird der Mutter zu ihrer Unterstützung übergeben. Im Falle meiner Gastfamilie heißt das Mädschen Elisabeth. Sie ist derzeit ca. 10 Jahre alt, lebt im Haus ihrer Großmutter und versorgt sie in allen Bedürfnissen (Wasser für den täglichen Gebrauch vom Fluss heranschaffen, Feuerholz aus den Wäldern bringen, Wäsche waschen, Tee und Nahrung zubereiten usw.).
An meinem letzten Tag in Kenya habe ich Michael, den ehemaligen Stallburschen der Mission, in der Universität in Nairobi besucht. Er ist überglücklich, da er Dank Fth. Barabaras finanzieller Starthilfe ein Pädagogik-Studium beginnen konnte.
Als ich am Flughafen auf meinen Abflug wartete, konnte ich an einem Fernsehschirm die Berichterstattung von Barack Obamas Angelobung sehen und die Freude der Kenyaner miterleben: „ We are President !!! “
(Auch im Vorjahr habe ich bei meiner Heimreise ein denkwürdiges, freudiges Ereignis an einem Bildschirm verfolgt: nämlich das erste shake-hands von Kibaki und Odinga unter der Mediation von Kofi Anan. Nach zwei Monaten schwerster Unruhen nach dem umstrittenen Wahlergebnis vom Dezember 2007, wurde damit eine friedvolle Zeit für das Land eingeleitet.)
Wirtschaftliche Situation der Mission
Fth. Barabara leistet neben seinen pastoralen Aufgaben auch viel an Hilfe im sozialen Bereich. Er tut, was er kann, angesichts der stets schwierigen finanziellen Lage. Daher ist es mir ein besonderes Anliegen, auf sein Engagement hinzuweisen und Sie weiterhin um Ihre Unterstützung zu bitten. Über Zuwendungen seiner österreichischen Freunde freut er sich sehr, – ja er ist sogar auf diese dringend angewiesen!
Er benötigt unsere Spenden, um die Mission mit ihren vielfältigen Aufgaben weiterhin zu betreiben und um Menschen in Notsituationen Hilfe zu geben.
- nötige Medikamente und Behandlungen für kranke Menschen
- die Versorgung und Förderung von Kindern mit einer Behinderung;
- Kindergartenplätze für Kinder, deren Eltern dazu nicht in der Lage sind;
- Schulausbildungen für mittellose, förderungswürdige junge Menschen und
- Soforthilfen in Einzelsituationen.
Aber es gibt auch Bedürfnisse, für die das Geld fehlt:
Wie ja in allen Berichten auf der Homepage zu lesen ist, bereitet das Auto von Fth. Barabara große Sorgen. Es hat sehr gelitten unter der jahrelangen Beanspruchung auf für uns nicht vorstellbar schlechten Straßen. Nun benötigt es laufend teure Reparaturen und es ist kein Ende abzusehen. Ein neues Auto wäre sinnvoll, da die ständigen Kosten nicht mehr effizient sind!
Die beiden Tischler Chairman und Joseph wünschen sich inständig verbessertes Werkzeug, wie eine Kreissäge und eine Hobelmaschine, die über ein Dieselaggregat zu betreiben sind. Mit entsprechenden Geräten könnten sie nicht nur den Eigenbedarf der Missionseinrichtungen abdecken, sondern auch Aufträge von Außen annehmen und dadurch Einkünfte erwirtschaften. (Dazu möchte ich anmerken, dass in Kenya derzeit eine Diskussion läuft, weil Schulkinder nicht nur die teuren Schuluniformen und Schuhe besitzen müssen, sondern teilweise auch einen „school-desk“ bereit stellen sollen!)
Auch die Leistungen jener Menschen, die regelmäßig und pflichtbewusst aus christlicher Nächstenliebe heraus einen enormen Beitrag leisten, können nicht finanziell abgegolten werden. Allesamt sind es Menschen, die nicht wissen, wie sie eine gute Zukunft für ihre Kinder oder für sich selbst finanzieren können!
- Magdalena, die unentgeltlich tätige „Behindertenbetreuerin“, kann sich und ihre Kinder zwar ernähren, da sie ein Stück Land mit Kartoffeln, Mais und Kraut bewirtschaftet und eine Ziege und Hühner besitzt. Doch das Schulgeld für ihren Sohn Dominik kann sie nicht aufbringen.
- Joseph, ein Katechist, hat große Sorgen, weil sein 14 jähriger Sohn die besten Voraussetzungen für eine Weiterbildung hätte (seine Lehrer haben mir das bestätigt!), er diese aber nicht leisten kann.
- Der tüchtige Schneider Christoph würde so gerne seinen Enkelkindern eine gute Bildung ermöglichen, aber es scheitert trotz all seinem Fleiß an den hohen Kosten.
- Die Kinder von Cathrin, die Krankenschwester, und Agnes, die Köchin, können den Kindergarten nur deshalb besuchen, weil die Beiträge von Barabaras Spenden bezahlt werden. Doch wie geht es weiter in der Schule?
- Rosemary’s Internatsschule konnte bisher von Fth. Barabara bezahlt werden, da das allein stehende Mädchen in seine Obhut gekommen ist. Doch die Kosten sind auch für ihn immer wieder sehr schwer aufzubringen und bereiten ihm wirklich große Sorgen.
- Emma, die Kindergärtnerin, würde so gerne selbst eine Fortbildung machen!
- Albert, ein 18 jähriger, intelligenter, an vielen Themen interessierter junger Mann, fehlt nur noch 1 Jahr zum Schulabschluss!
- Gabriel braucht regelmäßig Medikamente, wegen einer massiven Malariaerkrankung, die er nicht bezahlen kann. Er ist auf Fth. Barabara’s finanzielle Hilfe angewiesen.
- Leyian und Isaak, die tüchtigen Stallburschen, und Joseph, der fähige junge Tischler, arbeiten und leben in der Mission, doch für die Gründung einer eigenständigen Existenz fehlt ihnen das Geld.
Diese Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen. Doch möchte ich gerne einen sehr erfreulichen Punkt anschließen:
- Michael, der Stallbursch, den ich im Vorjahr kennen- und sehr schätzen gelernt habe, konnte tatsächlich mit Fth. Barabaras Hilfe im Herbst 2008 ein Pädagogik-Studium beginnen. Er möchte Lehrer werden! Die Finanzierung der Studiengebühren samt einfacher Unterkunft für das 2. Semester konnte ich selbst und mit Hilfe meiner Freunde aufbringen. Ich glaube daran, dass wir weiterhin gemeinsam die anfallenden Kosten werden decken können!
Warum erzähle ich so ausführlich diese Details?
Ich tue es deshalb, weil ich den BesucherInnen auf Fth. Barabaras Homepage, diese andere Welt näher bringen möchte. Ich erlebte die Menschen mit ihren alltäglichen Sorgen und habe Konsequenzen daraus gezogen.
In meinem Familien- und Bekanntenkreis konnte ich Sachspenden sammeln, wie
– Kleidung, Schulutensilien, Spielwaren, Verbandmaterial, Medikamente…..
– natürlich Geld!
Dieses wurde für die Anschaffung von Schuluniformen und entsprechendem Schuhwerk und für die Bezahlung von Kindergartenbeiträgen, Schulkosten und Studiengebühren verwendet.
Die Beteiligten an meiner kleinen Privataktion haben sich spontan und gerne bereit erklärt, Menschen in Notsituationen zu unterstützen, weil ihre Spende in voller Höhe für ein definiertes Ziel von mir persönlich verwendet wurde. Nicht zu vergessen ist, dass ihr durchschnittlicher Beitrag von € 20,– sehr viel an Wert bedeutet! Eine komplette Schulausstattung kann damit beim Schneider in Auftrag gegeben werden. (Mit € 2,– kann man z.B. 40 ! „Mandazis“ kaufen, ein besonders bei Kindern beliebtes, süßliches „Germteiggebäck“, das fast Luxus-Status hat, oder 20 Häferln Tee, was das „Gesellschafts-Getränk“ für Alle ist.)
Unbedingt erwähnen möchte ich auch die vielen persönlichen Botschaften und Briefe an Fth. Barabara, die ich ihm übergeben durfte. Er hat sich sehr gefreut darüber! Sie wurden zu einem großen Teil in der Marienpfarre gesammelt.
Nochmals ein herzliches Dankeschön an diejenigen, die dazu beigetragen haben, die Missionsstation zu unterstützen und das Leben einiger Menschen zu erleichtern.
Anfang 2010 werde ich wieder nach Ololkirikirai fahren.
Sollte ich Ihr Interesse oder sogar Ihr persönliches Engagement geweckt haben, würde ich mich über Reaktionen auf meinen Bericht freuen.
Selbstverständlich stehe ich auch persönlich für einen Austausch zur Verfügung.
Herzlichst, Evi Rehak
0676 / 57 16 002