Liebe Freunde!
Ich darf euch allen herzliche Grüße aus Ololkirikirai senden. Mir geht es ganz gut, Gott sei Dank, gesundheitlich bin ich fit – Körper, Denken und Seele sind im Einklang. Ich arbeite noch immer alleine als Priester in der großen Pfarre Ololkirikirai, daher drückt die Arbeitslast oft sehr auf meine Schultern. Diesbezüglich liegt große Hoffnung in meinem Bischof, er könnte einen Mitbruder zu mir schicken oder Ololkirikirai teilen, um so eine zweite Pfarre zu schaffen. Das wäre nicht schlecht, weder für mich noch für die Kirche.
Es ist schon fast zwei Jahre her, seit ich in Europa zu Besuch war, um euch wieder zu sehen. Meinen Besuch empfand ich als ein großes Geschenk Gottes. Als ich damals meine Freunde wieder traf, konnte ich auftanken und mich gut erholen. Wenn man nach einer längeren Zeit wahre Freunde wieder sieht, so bereitet dies eine unbeschreibliche innerliche Freude. Dieser Besuch hat mir viel Kraft und Energie geschenkt, so dass ich in der Ololkirikirai Mission sehr viel weiterarbeiten konnte. Vor allem haben auch eure Spenden seit damals vieles in der Pfarre in Bewegung gebracht.
Im Oktober letzten Jahres hat mein Bischof unsere Pfarre visitiert. Ich habe eine gute Zeit mit ihm verbracht, in der er sich selber ein umfassendes Bild von den Schwierigkeiten des Ortes machen konnte: die unpassierbaren Straßen (die Straßenverhältnisse sind undenkbar), Distanzen von 10 km bis 100 km, die Armut der Leute in der Umgebung, das mangelhafte Schulwesen in der Gegend und die Abholzung des Waldes etc. Er erwartet, dass ich weiterhin etwas bewege, was aber alleine nicht so einfach ist. Ich glaube, aufgrund eurer Unterstützung konnte hier schon sehr viel wachsen und es wird auch weiterhin viel wachsen, darauf (auf euch) baue ich weiter meine Hoffnung, um in der Entwicklung voranzuschreiten. Während seines Aufenthalts in der Pfarre hat Bischof Schilder über 144 Kandidaten das Sakrament der Firmung gespendet. Diese wunderbare Feier hat viel Freude unter die Christen gebracht. Trotz der erwähnten Probleme lebt, gedeiht und freut sich die Kirche hier vor Ort – was in der Liturgie deutlich sichtbar und spürbar wird.
Vor Ostern hatten wir Pfarrgemeinderatswahlen. Als Vorbereitung auf die Wahlen beteten wir Mitte März eine Novene. Vom 19. bis zum 24. März haben die Basisgemeinden dann ihre Kandidaten gewählt und daraus wurden die Kandidaten aus den einzelnen Außenstationen bestimmt. Schließlich wurden auch noch die „Hauptvertreter“ auf Ebene der ganzen Pfarrgemeinde gewählt. Den Abschluss der anstrengenden Wahltage bildete eine große Eucharistiefeier, in welcher wir Gott dankten und die neuen Pfarrgemeinderäte aussandten. Unsere große Kirche in Ololkirikirai war schon allein mit den 75 Pfarrgemeinderatsmitgliedern und deren Angehörigen fast voll, dieser Gottesdienst war ein schönes und erfüllendes Erlebnis für mich.
Pfingsten wurde in den verschiedenen Zonen gefeiert. Da ich keinen Mitbruder zur Aushilfe bekam, konnte ich nur an zwei Orten (in den Zonen Kisiriri und Tipis) die Messe feiern. In Tipis hatten wir mehr als 40 Taufen und einige Kinder, Jugendliche und Erwachsene wurden in die zweite Stufe des Katechumenats aufgenommen. Die Gemeinde hat die Pfingstliturgie mit großer „Be-Geisterung“ gefeiert. Maasaimelodien erklangen in allen möglichen Variationen, die Gottesdienstfeiern waren dadurch sehr lebendig. Die Zone Kisiriri hatte ihre Pfingstfeier in Ololkirikirai. Dort war die ganze Nacht geprägt von Gebet, Gesang, Predigt und Spielen. Diese spirituelle Ebene meiner Arbeit bringt mir persönlich auch immer wieder große innerliche Freude und Erfüllung.
Ich möchte euch aber auch ein wenig von den materiellen Aspekten meines Bemühens erzählen. Als Moraltheologe ist es mir wichtig, dass ich mich in meinem täglichen Tun sehr für die Natur und die Bewahrung der Schöpfung einsetze. Ihr wisst schon, dass wir in Ololkirikirai Solarstrom, durch die Unterstützung von Freunden aus Europa haben, was keine Kleinigkeit war. Diese Energieerzeugung ist ganz umweltfreundlich, die ich bis heute genieße. Die Anlage funktioniert noch immer sehr gut. Alle Leute in der Umgebung – Christen und Nichtchristen – haben viel davon profitiert. Ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnt, mit dieser Richtung der nachhaltigen Energiegewinnung weiter zu arbeiten. Ein weiterer großer Schritt zur Weiterentwicklung der Pfarre war der Bau des Katechistenzentrums.
Wasser ist ein lebensnotwendiges Gut. Wichtig ist, dass den Menschen sauberes, trinkbares Wasser zur Verfügung steht. In einem Ort wie Ololkirikirai, wo es viele Krankheiten (Typhus, Würmer, Durchfall etc.) gibt, die durch verunreinigtes Wasser hervorgerufen werden, ist ein solches Projekt unbedingt notwendig. Das Wasser wird von den verschiedenen Dächern der Gebäude am Pfarrgelände gesammelt, gesiebt und in einen großen Tank (ca.100.000 Liter) geleitet. Das Wasser wird von allen genutzt, die in der Umgebung wohnen. Da der alte Tank leck ist, wurde vor kurzem mit dem Bau eines neuen Tanks begonnen. Ich denke, dass ein solcher Tank ein wichtiger Beitrag für das Leben und die Gesundheit der Menschen in Ololkirikirai ist. Vielleicht kann auch eine Pumpe angeschafft werden, die das Wasser dann ins Haus fördert und möglicherweise ergibt sich auch einmal die Gelegenheit, einen Warmwassertank zu bauen, so dass wir warmes Wasser zum Duschen haben können.
Nachdem ich die Maasai sehr liebe, habe ich auch ein großes Herz für die Rinder, die den Maasai so wichtig sind. In der Pfarre haben wir auch ein paar Rinder. Leider haben die Kühe aber bis jetzt keinen Kuhstall. Unlängst haben wir mit dem Bau eines solchen begonnen. Vielleicht können wir später einmal den Kuhdung für die Erzeugung von Biogas verwenden. Dies wäre ein gutes Beispiel für viele, denn es müssten nicht mehr so viele Bäume für das Feuer zum Kochen abgeholzt werden.
Mein Auto ist irgendwie kaputt. In den letzten Monaten musste ich öfters im Busch übernachten, weil die Kraft meines Fahrzeuges zum Überwinden des Schlamms auf den Straßen zu gering war. Die Instandhaltung kostet sehr viel, weil manche Fahrzeugteile schon ermüdet sind und so vermehrt Reparaturen anfallen. Es ist erstaunlich, dass der Toyota Hilux von MIVA trotz der schlechten Straßen und seiner in nur drei Jahren zurückgelegten 130.000 km noch immer funktioniert.
Im vergangenen Monat habe ich ein Ansuchen für ein Ambulanzfahrzeug für die Kranken (Mobile Clinic) an MIVA Austria geschickt. Es ist nicht sicher, ob wir das gewünschte Auto auch bekommen. Es ist noch fraglich, ob das Ansuchen akzeptiert wird und wir den Eigenfinanzierungsbeitrag aufbringen können. Ich weiß, dass viele von euch mir dabei wieder helfen wollen und dass wir mit vereinten Kräften den Eigenmittelanteil aufbringen werden.
Wenn alles gut geht, dann komme ich im Oktober 2007 nach Europa. Freunde haben mich eingeladen und auch den Flug finanziert. Mein Bischof hat einer fünfwöchigen Reise nach Österreich und Deutschland zugestimmt. Ich hoffe sehr, dass alles gut geht und ich euch im Oktober wieder sehen darf. Wenn aber in der Zwischenzeit jemand nach Kenia kommen möchte, so stehen meine Türen offen – ich freue mich auf alle, die mich in Ololkirikirai besuchen.
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